Die Evolution der Google-Suche aus SEO-Sicht
Wie Google sucht und findet, wie sich der Suchalgorithmus zusammensetzt und welche SEO-Faktoren dafür wichtig sind, ändert sich laufend. Oft wird nur ein wenig an den Stellschrauben gedreht, manchmal zeichnen sich grössere Eingriffe erst mit der Zeit sowie mit Abstand ab. Die Zeit des puren Reinklopfens von und Optimierens auf Keywords ist längst vorbei, denn Kontext und Themen sowie Authentizität und Nützlichkeit dominieren mittlerweile das Geschehen. Was steckt dahinter?
Zentrale Qualitätssignale neu definiert
„Content is king“, hiess es lange Zeit, auch von „Qualität über Quantität“ wurde und wird gerne gesprochen. Während beide Floskeln weiterhin keinesfalls ausser Acht gelassen werden sollten, sind sie mittlerweile nur mehr ein Teil des grossen Puzzles. Zudem hat sich die Definition des Qualitätsfaktors zuletzt deutlich verändert. Nunmehr geht es unter anderem um diese Punkte:
- Authentizität und Nützlichkeit: In den letzten beiden Jahren erschienen gleich fünf Google-Updates zu Produktrezensionen. Reviews sind nicht länger nur Ausdruck einer persönlichen Meinung; gibt eine Website eine Rezension ab, so sollte diese nachvollziehbar sein. Beweise zur geschilderten Produkterfahrung (Authentizität) können Fotos und Videos sein, während die Nützlichkeit – sofern man das Produkt nicht selbst verkauft – Links zum Hersteller sowie zu anderen Anbietern sind.
- Kontext: Keywords alleine machen noch keinen Sommer. Google versucht mehr und mehr zu verstehen, was User mit einer Suchanfrage meinen. Der Suchbegriff „Pizza“ weist in der Regel zuerst Kontaktdaten für Lokale in der Nähe aus, bevor beispielsweise Rezepte oder sogar historische Informationen auftauchen. Neben dieser Kombination aus Machine Learning und dem Standort des Users spielt auch der Frische-Faktor in den Suchkontext ein. Ist ein Teil eines bestimmten Themas beispielsweise aktuell in den Nachrichten oder wird heiss diskutiert, so konzentrieren sich entsprechende Suchanfragen erst einmal auf entsprechende Aspekte.
- Themen: Ein im deutschen Sprachraum ausserhalb der Bildersuche noch weniger verbreitetes Feature betrifft Google Topics. Wenn ein recht einfacher Suchbegriff – beispielsweise ein Smartphone oder eine Autospane – mehrere Themen ansprechen kann, so werden diese als Buttons angezeigt und ermöglichen tiefergehende Suchanfragen in verwandte bzw. in Sub-Themenkreise. Der Bereich „Ähnliche Fragen“ spielt zusätzlich in die Themenwelt hinein und macht sie zur heissen SEO-Aktie.
Ranking und Re-Ranking
2015 tauchte ein Google-Patent auf, das dem Re-Ranken von Suchergebnissen aufgrund kategorischer Qualität dienen sollte. Das sogenannte Medic Update soll dies laut Experten drei Jahre später eingeführt haben. Demnach sorgt eine Kombination aus informativen und Navigationsanfragen für eine Umstellung in den Suchergebnissen. Zwar wird nach wie vor auf traditionelle Rankingfaktoren, wie Content und Backlinks, geachtet, allerdings filterte dieses vor allem (aber nicht ausschliesslich) im medizinischen Bereich relevante Algorithmus-Update alle Resultate aus, die nicht in die Kategorie der Suchanfrage passten. Konkret heisst das: Wird nach einem bestimmten gesundheitlichen Problem oder nach Symptomen gesucht, so verschwanden „alternative“ Gesundheits- und Heilkundeseiten, um echten medizinischen Informationen Vorrang zu gewähren.
Diese Form von Re-Ranking dürfte sich auch auf die Google-Suche im Gesamten niedergeschlagen haben, speziell wenn man sich den Kontext-Faktor näher ansieht. Hier werden Seiten, die vermeintlich besser ranken müssten, beispielsweise zugunsten Lokalität und Aktualität nach hinten gereiht. Das macht diese Suchergebnisse keinesfalls schlechter, bloss kann sich der regionale und kontemporäre Fokus verschieben.
Präzision als Schlüssel zum SEO-Erfolg
All diese Faktoren und Updates sorgten dafür, dass der Suchalgorithmus im Laufe der Jahre immer präziser wurde. Google legt mittlerweile nicht mehr jedes einzelne Wort auf die Goldwaage, sondern arbeitet aus Suchphrasen logische Antworten heraus … und exakt das sollte sich auf SEO-Ebene niederschlagen. Die Zeit, wo Keywords exakt eingebaut werden mussten, wo Longtails nur mit der richtigen Wortstellung funktionierten, ist längst vorüber. Dank neuer Tools wie Google Lens reicht es mittlerweile sogar schon, ein Foto von einem Kleidungsstück zu machen, und dazugehörige Angebote im Netz zu finden. Auch die gesprochene Suche wird immer weiter ausgebaut.
Wenn präzisen Keywords also keine übermässige Bedeutung zuzuschreiben ist, was hat es dann mit SEO-Präzision tatsächlich auf sich? Es geht darum, die Suchabsicht bzw. den User Intent möglichst genau zu treffen. Wer bei häufigen Fragen gefunden werden und gut ranken möchte, muss diese exakt beantworten, ohne grosse Umwege. Weiterführende Zusatzinformationen im Nachsatz sind kein Fehler, doch je genauer man den Search Intent erfüllt, desto höher sind die Chancen auf eine Top-Platzierung. Das gilt vor allem für potenziell mehrdeutige Begriffe.
Kurzum: Wer Content alleine mit der Hoffnung auf möglichst gute Rankings, schreibt, hat oft schon verloren. Ein Blick auf den Kontext, auf die Suchabsicht sowie auf weiterführende Themen ist Pflicht. Mit Präzision, vergleichender Recherche und Wissen um die Absichten der erhofften Zielgruppe haben selbst kleinere Seiten grosse Erfolgsaussichten. Man muss bloss am Ball bleiben und offen für (Algorithmus-)Veränderungen sein.
Quelle: www.searchenginejournal.com
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